Das 20. Jahrhundert
Das vergangene 20. Jahrhundert wird aus dem Blickwinkel der Frau reflektiert.
Der tiefgreifende gesellschaftliche Wandel zu Beginn des gerade vergangenen Jahrhunderts wurde nicht nur in der Kunst sichtbar, sondern auch im Verhältnis der Geschlechter zueinander: Nun meldeten sich auch die Frauen zu Wort, formulierten neue Erwartungen an die Zukunft und konnten im Laufe der Zeit unerhört vieles erreichen - den Zugang zu Bildungseinrichtungen, politische Mitsprache, Ausübung qualifizierter Berufe, finanzielle Selbständigkeit usw.
Für jedes Jahr kann mindestens ein frauengeschichtliches Ereignis aufgerufen werden.
fünftes Jahrzehnt (1941 - 1950) mit 24 herausragenden Errungenschaften von Frauen
1941
Die Chemikerin Edith Weyde
entwickelt die 'Agfa-Copy-rapid Blitzkopie'.
Sie ist eine wichtige Erfindung, die die Grundlage zur Fotokopie und Sofortbildfotografie wird.
Die Chemikerin, Mitarbeiterin der Firma Agfa Aktiengesellschaft für Photofabrikation Leverkusen, beobachtete auf der Rückseite von bemängelten Fotoabzügen verschwommene negative Abbilder der Vorderseite von Fotoabzügen. Weyde ermittelte als Ursache eine Duffusion von unbelichtetem Bildsilber der Fotoabzüge, die im Stapel vom Entwicklerbad direkt ins Fixierbad gebracht wurden. Das unbelichtete Bildsilber konnte sich so von den noch entwicklerfeuchten Fotoabzügen lösen und diffundierte in die Papierrückseite der darauf haftenden Abzüge. Hier fand auch die Fixierung statt. So bildete sich ein verschwommenes Negativ. Edith Weyde erkannte, dass diese Diffusion eine gleichzeitige Entwicklung von Negativ und Positiv ermöglichen könnte.
Ein solches Verfahren würde eine enorme Zeitersparnis mit sich bringen. Es gelang ihr, das Verfahren professionell nutzbar zu machen. 1941 wurde Agfa ein Patent für das Verfahren erteilt.
1941
Scharfschützinnen in der Roten Armee
Am 22. 6. hat die deutsche Wehrmacht die UdSSR ohne Kriegserklärung überfallen. Stalin lässt nichts unversucht, um auch Frauen zum Militärdienst zu gewinnen. Im Laufe des Krieges melden sich etwa 800 000 sowjetische Frauen freiwillig zum Kriegsdienst, zum Teil an vorderster Front.
Am 14. Oktober beginnen die Deportationen nach Auschwitz.
1941
Virginia Woolf begeht am 28. März Selbstmord.
Die überaus sensible englische Schriftstellerin hat kurz zuvor ihr letztes Buch "Between the Acts" (Zwischen den Akten) fertiggestellt. Sie sah für dieses Buch, das in vieler Hinsicht die Quintessenz ihres Schaffens darstellt, im England der Kriegsjahre keine Leserschaft und wollte es nicht veröffentlichen.
Virginia Woolf war verheiratet mit dem Autor Leonard Woolf, gründete mit ihm zusammen den Verlag 'Hogarth Press' und schrieb Bücher wie "Orlando" und "Die Wellen", die zu den Klassikern der Moderne zählen.
1941
Lili Marleen
Zur Unterhaltung der deutschen Truppen an der Front werden Theatergruppen für Frontauftritte verpflichtet. Das Reichspropagandaministerium organisiert diese Auftritte, wobei leichte Unterhaltung, vor allem musikalische Auftritte, besonders gut bei en Soldaten ankommen. Schlager wie "Sing Nachtigall, sing" oder "So schön wie heut, so müsst es bleiben" sollen die ständig wachsende Angst vertreiben. Der absolute 'Hit' wird "Lili Marleen" gesungen von Lale Andersen, der ab 1938 allabendlich ausgestrahlt wird.
1942
'Duce' Benito Mussolini
Der italienische Duce verleiht an die fruchtbarsten Mütter Italiens Goldmedaillen.
1942
Ein bemerkenswertes Beispiel für den stillen Widerstand von Frauen
... ist die Arbeit einer belgischen Untergrundorganisation, die von Estera Heiber unter ihrem Pseudonym 'Madame Pascal' zusammengehalten wird: Bis zur Befreiung von deutscher Besatzung im Jahre 1944 kann sie 2700 jüdische Kinder vor den Nazis in Sicherheit bringen.
1942
Anne Frank
schreibt ab dem 14. Juni Tagebuch. Sie ist 13 Jahre alt, musste als Jüdin mit ihren Eltern Deutschland verlassen und findet Zuflucht in Amsterdam. Als auch die Niederlande von den Nazis besetzt werden, verstecken sich die Franks in einem Hinterhaus. Dort hält Anne Frank ihre Erlebnisse in einem Tagebuch fest, das zu einem der erschütterndsten Dokumente der Judenverfolgung wird.
Am 4. August 1944 entdecken die Nazis ihr Versteck. Die Familie wird nach Auschwitz deportiert, Anne stirbt wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers.
Nur der Vater überlebt. Er veröffentlicht nach dem Krieg das Tagebuch seiner Tochter.
1943
Die einzige öffentliche Widerstandsaktion gegen die Judenverfolgung
In der Rosenstraße in Berlin protestieren vom 1. bis 6. März Hunderte von Menschen, vor allem 'arische' Frauen, die in 'Mischehen' leben, gegen den Abtransport ihrer jüdischen Männer. Als die Lage sich zuspitzt und die SS-Männer Maschinengewehre auf die Gruppe richten, schreien die Frauen mit dem Mut der Verzweiflung: "Mörder! Feiglinge! Auf Frauen schießen!" Die SS schießt nicht. Aus dem spontanen Protest ist Widerstand geworden. Zwei Tage später werden alle jüdischen Männer, die mit 'arischen' Frauen verheiratet sind, freigelassen.
Gleichzeitig werden jedoch am 4. März wie zur Abschreckung, dass sich ein solches Verhalten nicht wiederhole, 9 Mitglieder der jüdischen Widerstandsgruppe 'Baum' hingerichtet. Insgesamt ermorden die Nazis 27 junge Widerstandskämpfer der Gruppe 'Baum', 12 davon sind Frauen.
1944
Millionen Deutsche auf der Flucht
Im Sommer 1944 erreicht die Rote Armee den Nordosten Deutschlands. Die größte Völkerwanderung im 20. Jahrhundert setzt ein: Millionen von Menschen aus den deutschen Ostgebieten fliehen vor der Roten Armee nach Westen. Hitler hält bis zum Schluss an seiner Politik der "verbrannten Erde" fest und seine Befehle, dem Gegner nur ein total zerstörtes und verbanntes Land zurückzulassen, werden befolgt. Auf ihrem Rückzug schaffen sie es nicht mehr, alle Spuren des Nazi-Terrors zu beseitigen, und so treffen die Rotarmisten schon in Weißrussland, später dann in Polen auf viele Stätten des Grauens. Die bekanntesten unter ihnen sind Auschwitz, Maidanek und Treblinka. Die Zahl der Opfer, mit denen sich die Rote Armee, aber auch die sowjetische Zivilbevölkerung, den Sieg über Hitler-Deutschland erkämpft hat, geht in die Millionen. Die Gewalt, die von der NS-Herrschaft über Jahre hinweg ausging, schlägt jetzt gegen die deutsche Zivilbevölkerung zurück. Die Leidtragenden sind vor allem die Frauen, die Kinder und die Alten. Als die Rote Armee die deutsche Grenze überschreitet und nach Westen vorrückt, kommt es zu ungezählten Racheakten: Vergewaltigung, Mord, Plünderung und Totschlag.
1945
8. Mai: Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht
Zunächst bedeutet das Kriegsende für die Zivilbevölkerung Befreiung von Todesangst und Bombenkrieg. Die Menschen atmen auf: Tieffliegerangriffe, Verdunklung, Bombenalarm und Nächte in Luftschutzkellern gehören der Vergangenheit an. Es fehlt an allem: an Nahrung, Wasser, Energie, Medikamenten, Wohnraum und an Arbeitskräften.
Die Regierungen in den vier Besatzungszonen verfügen für Frauen im Alter von 15 bis 50 und Männer von 14 bis 65 die Arbeitspflicht. Wer sich nicht an der Beseitigung der Trümmer beteiligt, erhält keine Lebensmittelkarten. Die meisten Männer im arbeitsfähigen Alter sind in Kriegsgefangenschaft, so bestimmen die 'Trümmerfrauen' in allen deutschen Städten das Straßenbild: In langen Ketten stehen sie auf den Trümmerfeldern, räumen Schutt beiseite und bergen mit Hilfe von Eimern und Schaufeln Material für den Wiederaufbau.
Unmittelbar nach Ende des Krieges sind die Frauen in allen Wirtschaftsbereichen präsent, die Erweiterung ihrer Rechte und die Aufhebung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung zeichnet sich jedoch nicht ab. Mit der Rückkehr der Kriegsgefangenen ziehen sich die meisten Frauen in die Familien zurück und überlassen erschöpft den außerhäuslichen Bereich den heimgekehrten Männern.
1945
Nachkriegsdeutschland ist ein Land der (Trümmer-) Frauen
Flüchtlingsfrauen, Witwen, alleinstehende Mütter, Schwarzmarkthändlerinnen. 1945 zählt die Statistik 7 Mill. mehr Frauen als Männer, 1950 noch 4 Mill. Die Frauen sind weitgehend auf sich selbst gestellt. Kaum eine Arbeit, die sie nicht bewältigen: Schutt wegräumen, Steine schleppen, Ruinen in provisorische Wohnungen umwandeln, Lebensmittel und Kleidung besorgen, Kinder großziehen usw. "Die Frauen haben alle ein hartes Training im Alleinsein und Alleinhandeln hinter sich. Sie haben mit ihren Kindern die Bombennächte, die Evakuierung, den Verlust von Heimat und Besitz durchlebt. Sie haben sich oft unter den schwierigsten Umständen eine neue Existenz aufgebaut. Sie haben also buchstäblich für zwei - nein für vier oder sechs - gearbeitet, denn sie hatten es zweimal, dreimal, viermal so schwer, wie es in normalen Zeiten ein Ehepaar mit Kind hatte", schreibt die Marburger Politikprofessorin Ingrid Langner
1946
Erste Ausstellung der von den Nazis verfemten Künstlerinnen
In Dresden öffnet die Allgemeine Deutsche Kunstausstellung ihre Tore. Zu sehen sind Werke von Künstlerinnen aller vier Besatzungszonen, u.a. von Anita Rée, die sich im Dezember 1938 das Leben nahm oder vonLea Grundig, die das Grauen des Nationalsozialismus in ihren Bildern schildern.
1947
Der erste Schriftstellerkongress nach dem Krieg
Zur Ehrenpräsidentin wird Ricarda Huch gewählt - sie hält eine programmatische Begrüßungsrede. Die Schriftstellerin ist 1933 aus Protest gegen die Judenverfolgung aus der Preußischen Akademie der Künste ausgetreten. 1945 übernimmt Huch den Ehrenvorsitz des Kulturbundes in der sowjetisch besetzten Zone und das Ehrenpäsidium des zentralen deutschen Frauenausschusses. Diese Gesten der Solidarität kennzeichnen Ricarda Huch als Integrationsfigur. Rund 200 Autor/innen sind aus Prag, New York, London, Moskau und den vier Besatzungszonen nach Berlin gereist, um einen gemeinsamen Standort beim geistigen Wiederaufbau Deutschlands zu finden. Die Aufspaltung in ein westliches und östliches Lager ist jedoch schon so weit fortgeschritten, daß die Tagung zum Austragungsort polemischer Kampfreden gerät. Wenige Wochen nach ihrer denkwürdigen Rede in Berlin stirbt Ricarda Huch, die mit ihrem vielfältigen Werk zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen dieses Jahrhunderts zählt.
1947
Der erste interzonale Frauenkongress
Unter dem Motto 'Friedensbewegung, Völkerverständigung und Völkerversöhnung als Aufgabe der Frau' diskutieren rund 240 Vertreterinnen von 42 überparteilichen Frauenausschüssen in Bad Boll über Perspektiven, Organisationsformen und Ziele ihrer Arbeit.Zwei Jahre nach Kriegsende zeichnet sich eine tiefe Kluft zwischen den Ausschüssen der Westzonen und den im Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) organisierten Ausschüssen der sowjetischen Besatzungszone ab. Den Frauen aus der Ostzone wird u.a. vorgeworfen, unter dem Einfluss des Kommunismus dem Anspruch der Überparteilichkeit nicht zu genügen. Da sich die Ausschüsse der Westzonen mehrheitlich an den Modellen britischer und US-amerikanischer Frauenorganisationen orientieren, vertieft sich das Misstrauen.
1947
Gruppe 47
Im September laden Hans Werner Richter und seine Frau Toni Schriftsteller/innen und Publizist/innen zu einer Gesprächsrunde ins Allgäu ein: Aus diesem Treffen entsteht die Gruppe 47.
Ihr gelang es 20 Jahre lang, größte öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen – obwohl die Treffen, die allein vom Ehepaar Richter einberufen und geleitet wurden, niemals öffentlich waren. Der von den Tagungsteilnehmern zugesprochene Preis der Gruppe 47 galt lange als der wichtigste Literaturpreis in der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde verliehen an Günter Eich, Heinrich Böll, Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Adriaan Morriën, Martin Walser, Günter Grass, Johannes Bobrowski, Peter Bichsel. Beim offiziell letzten Treffen – in der Pulvermühle 1967 – ging er an Jürgen Becker. Die meisten der ausgezeichneten Autoren waren vorher unbekannt.
Immerhin gingen aus diesem Kreis drei Nobelpreisträger für Literatur hervor: 1972 Heinrich Böll; 1999 Günter Grass und2019 Peter Handke.
1947
Heiratsverbot zwischen deutschen Frauen und US-Soldaten
Die US-Militärregierung hebt das Heiratsverbot zwischen deutschen Frauen und US-Soldaten auf.
Zwei Jahre nach Kriegsende werden Liebesbeziehungen zwischen deutschen Frauen und alliierten Soldaten immer noch misstrauisch beäugt.
In der Phase der unmittelbaren Notsituation wurden diese Beziehungen von der deutschen Bevölkerung eher akzeptiert. Alleinstehenden Frauen wurde zugebilligt, dass sie ihre Überlebenschancen durch Bindung an Männer, die ihnen Sicherheit und ein Minimum an Versorgung gewährleisteten, zu verbessern suchten.
Dem moralischen Druck und der alltäglichen Diskriminierung entziehen sich viele Frauen durch die Legalisierung ihrer Beziehung.
1948
Kriegsdienstverweigerungs-Gesetz
Im deutschen Grundgesetz wird das Recht auf Kriegsdienstverweigerung verankert. Die Initiative geht von der SPD-Abgeordneten Anna Haag aus. Gegen die erbitterten Widerstände aller Fraktionen hält Anna Haag ihre Argumentation gegen den erzwungenen Dienst an der Waffe aufrecht: "Ich habe mir gedacht, daß dieser Gesetzentwurf angesichts der Leidensstationen, die unser Volk durchwandern mußte und die von vielen noch nicht endgültig durchschritten sind, keines Kommentars bedürfe. Ich möchte diesen Kollegen sagen, sie möchten doch mal jene Lazarette besuchen, wo die Menschenwracks ... lebendig begraben sind." Der Gesetzentwurf zur Kriegsdienstverweigerung findet Eingang in das Grundgesetz. In Artikel 4 Absatz 3 ist festgelegt: 'Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst an der Waffe gezwungen werden.'
1949
von Simone de Beauvoir
Mit dieser Veröffentlichung des Buches 'Das andere Geschlecht' von Simone de Beauvoir wird der Grundstein für die emanzipatorische Frauenbewegung der Nachkriegszeit gelegt. Die französische Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin wird zur Symbolfigur für die Frauen der 70er Jahre.
1949
Elisabeth Selbert
Die Gleichberechtigung von Frau und Mann wird im deutschen Grundgesetz verankert.
Monatelang hat die SPD-Abgeordnete Elisabeth Selbert darum gekämpft, dass die schlichte Formulierung "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt." Eingang ins Grundgesetz findet. Sie hielt die Weimarer Verfassung in diesem Punkt für nicht weitreichend genug, in der es hieß: "Männer und Frauen haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten." Um ein "Rechtschaos" zu vermeiden, schlägt die Sozialdemokratin eine Übergangsregelung vor: Bis zum 31. März 1953 sollen alle dem Gleichheitsprinzip widersprechenden Gesetzte dem neuen Grundgesetz angepasst werden.
Seit 1983 wird alle zwei Jahre von der Hessischen Landesregierung der Elisabeth-Selbert-Preis verliehen. Er würdigt hervorragende wissenschaftliche Leistungen, die das Verständnis für die besondere Situation der Frau in der Gesellschaft fördern. Eine der Preisträgerinnen ist Elke Jonigkeit. Sie erhielt ihn 2003 für ihr langjähriges Engagement für Frauen in Afghanistan.
1950
Ein Hauch von Luxus
durchweht die Großstädte Westdeutschlands.
Die Werbung gewinnt an Bedeutung. Der Blick richtet sich auf schlanke Frauenbeine. Die neue Mode zeigt Strümpfe so zart und durchsichtig wie Seide oder Organza. Perlon heißt die Wunderfaser, die schon in den 30er Jahren in Laboratorien der USA und Deutschlands entwickelt wurde aber während des Weltkrieges unerschwinglich war. Ein Paar Nylons kostete 250 US-Dollar. Erst nach dem Krieg beginnt der Siegeszug der Nylonstrümpfe. Bald folgen Blusen, Trikotagen und vieles mehr.
1950
Das Müttergenesungswerk
In der Gründungsrede erklärt Elly Heuss-Knapp, die Frau des ersten Bundespräsidenten: "Ich habe in dieser Sache nur das Verdienst, dass es mir sehr schnell geglückt ist, die verschiedenen Frauenverbände zusammenzubringen." Die überkonfessionelle Organisation wird weitgehend durch Spenden finanziert. Doch die Frauen müssen erst davon überzeugt werden, einen Kuraufenthalt anzutreten: Eine 'gute' Mutter verlässt ihre Kinder nicht. Die Öffentlichkeitsarbeit gegen Vorurteile leistet Elly Heuss-Knapp selbst. Die Mütterkurheime bieten den Frauen zwar keinen Luxus, aber Ruhe vom Alltagsstress.
1950
Klara Marie Faßbinder
lehrt Geschichte an der Pädagogischen Akademie in Bonn. Sie schreibt über ihren Engagement für den Frieden: „Als ich Mitte August 1950 .... von einem Interview las, das Adenauer in der ‚New York Times’ gegeben hatte und worin er von der ... Unvermeidlichkeit des Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion sprach, ... da sei es wichtig, dass die Bundesrepublik Soldaten hätte. Das war nach dem zweiten Weltkrieg der Anfang meiner Arbeit für den Frieden.“
1953 wird der Professorin Klara Marie Faßbinder auf Grund ihres politischen Engagements der Lehrauftrag für Geschichte entzogen.
(Ihr Bruder Franz Jakob Faßbinder war der Großvater des Filmemachers Rainer Werner Fassbinder.)
1950
Ehe und Familie – ein „MUß“
An den alleinstehenden Frauen geht das „Wirtschaftswunder“ in der BRD meist spurlos vorüber. Dass Ehe und Familie ein „MUß“ sind bekommen diese Frauen als Erwerbstätige und Mütter, Rentnerinnen und Fürsorgeempfängerinnen täglich zu spüren. Mit der Wiederherstellung konservativer Familienmodelle geht die Auflösung von Frauengemeinschaften einher, die sich in unmittelbarer Nachkriegszeit als ‚Trümmerfrauen’ bewährt hatten.
Familien werden bei der Wohnungssuche prinzipiell bevorzugt, ebenso verfahren die Arbeitgeber. Sie geben den männlichen Haushaltsvorständen den Vorrang.
Ignoriert wird, dass erwerbstätige Frauen – unter ihnen viele Kriegerwitwen - ihr Einkommen häufig mit Kindern, Müttern und Geschwistern teilen müssen.