Kommentartext

Der Marktplatz von Zamość.

Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, befand diese kleine Stadt im Südosten Polens der 'deutschen Kultur' für würdig. Sie sollte in Himmlerstadt umgetauft werden. Himmlerstadt und das landwirtschaftlich ertragreiche Umland waren auserkoren für seinen Modellversuch, den deutschen Ostraum zu sichern.

Im strengen Winter 1942/43 wurden 300 Dörfer mit etwa 140.000 Bewohnern - darunter 45.000 Kinder - ausgesiedelt, um Platz zu schaffen für volksdeutsche Siedler.
Ihre erste Passionsstation war meist das Lager Zamosc. Dort wurden sie einer rassischen Auslese unterzogen.
Die Kinder, die nicht zur sogenannten Regermanisierung und Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt wurden, schickte man in Viehwaggons kreuz und quer durch Polen, ins Ungewisse, in die KZ 's, in den Tod ...

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, dichtete Paul Celan: Wie wahr dies ist, erfahre ich, als ich in Zamosc und den umliegenden Dörfern Betroffenen gegenübersitze, mir ihre Berichte anhöre. Die Wunden des damaligen Geschehens haben in allen dort Lebenden tiefe Narben hinterlassen. Auch die Kinder - als sie mein deutsches Autokennzeichen sehen - denken sofort an Krieg und die Vergangenheit.

Und wir Deutschen sollten schon vergessen, bevor wir anfingen, uns zu erinnern?
Und die ermordeten Kinder von Himmlerstadt?
Sie erwarten von uns, friedfertig zu sein und alles dafür zu tun, das Leben der Kinder von Heute bei der drohenden Massenvernichtung zu schützen.

Die Wälder wachsen noch
Die Äcker tragen noch
Die Städte stehen noch
Die Menschen atmen noch ...